Über das Schreiben
Das Noch-nicht-Schreiben
Ich habe mich in den letzten Wochen zurück gezogen, um Kraft zu sammeln.
Es wird Zeit über das Skizzieren des neuen Romans hinaus zu gehen. „Der zweite Band“ ist seit einem halben Jahr in Arbeit. Zuerst war ein kleiner Beginn, ich schrieb einige erste Seiten, die mir zeigten: „Oh, die Geschichte kommt!“ Daraus folgen dann erste Entscheidungen, Gedanken beim Gehen oder Autofahren, Tagträumen an heißen Sommertagen. Nachsinnen über die Wegrichtung, ausgeschnittene Zeitungsartikel, Orientierungen – ja so könnte es gehen. Danach kam die Zeit des Ausprobierens und des totalen Zweifels, ein neuer Charakter tauchte im ersten Kapitel auf, wurde ebenfalls angezweifelt, verworfen und im zweiten Kapitel habe ich ihn wieder hervorgeholt, skizziert, mit Buntstiften gezeichnet. Es ist ein schwerer Fall.
Ich habe mich in den letzten Monaten auch zu oft ablenken lassen und mich tagelang mit anderem als dem Schreiben beschäftig. In den Momenten des kreativen Überflusses habe drei neue Charaktere und Teile einiger Kapitel mit dramatische Szenen im Hochgebirge geschrieben, die sofort viele neue Fragen aufwarfen. Es gab Wochen, da habe ich nur gelesen und recherchiert, habe Ideen, Plots, mögliche Nebenhandlungen und Ortsbeschreibungen notiert. Immer wieder auch meine Motivation hinterfragt. Den in dieser ersten Phase entstandenen Stapel A4 Blätter habe ich vor kurzem in einen hellgrünen Aktenorder geheftet.
Auf dieser Sammlung steht außen als Beschriftung: WILDNIS. Das ist der Arbeitstitel des neuen Romans. „Wie schaffst du es, die „WILDNIS“ in einem Aktenordner zu archivieren?“, fragte mein guter Freund, als er auf einem Tisch den neuen Ordner fand. Ja, wie schaffe ich das? Was mich oft am meisten inspiriert, sind offene Widersprüche. So wie das Wortpaar: „Alpen-Wildnis“.
30.10.2015