Über das Schreiben
Frau schreibt Mann
Am Ende des ersten Bandes der Trilogie Der Pilgerweg heim war für mich ganz klar, dass ich das nächste Werkstück aus der Perspektive des Mannes schreiben würde. Sein Name ist Gion, das ist rätoromanisch, oder John. Er war der meist abwesende Ehemann Noras, Teil der hippen Kulturszene Frankfurts im ersten Band. Im zweiten Teil kehrt er in sein Vaterland Schweiz zurück.
Viel schwerer als erwartet fällt mir dieser Perspektivenwechsel. Ich bin die Icherzählerin John. Es ist Neugier, Spiel, aber auch Herausforderung und Freude in diesen Monaten der Schreibarbeit. Es ist wie ein Tanz der Vorstellungen, die sich vermischen.
An dieser Schnittstelle von – anderer Mensch, Menschenmann, Menschenfrau – betreibe ich also im Moment meine Studien. Besonderes Vergnügen hat mir die Bekanntschaft mit einem in die Schweiz zurück gekehrten Theaterschaffenden gemacht, der bei unserer Konversation mit einer straffen Leichtigkeit vom Schwyzerdeutschen in hessisch-deutsche Aussprache und wieder zurück gefallen ist „Das soll der John auch machen!“, habe ich sofort gedacht.
26.01.2016